Quartiersentwicklung soziale Stadt
Bürgergetragene Quartiersentwicklung – Kreativort St. Georgen – Treffpunkt Hammerstatt
In Sanierungsgebieten und bei Projekten der Sozialen Stadt geht es häufig darum, Stadtquartiere als Wohn- und Arbeitsort attraktiv zu halten, wirtschaftliche Strukturen zu sichern und Entwicklungsperspektiven für Bürger und Gewerbetreibende aufzuzeigen. So wird die Wirtschaftsförderung in diesen Quartieren einbezogen, um die Interessen der Gewerbetreibenden zu vertreten, oder aber bei Fragen der Nahversorgungsituation zu beraten.
Beide Stadtteile, St. Georgen und Hammerstatt, werden von einem Quartiersmanagement betreut, stehen aber vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Unterschiede in den städtebaulichen Strukturen, bei der Bevölkerungsstruktur und anderes mehr sind hierfür ausschlaggebend. Ferner läuft der Prozess in Stadtteil St. Georgen bereits einige Jahre länger, und in der Hammerstatt sind die Aktivitäten erst angelaufen.
St. Georgen – Straßenmarkt, Keller & Kultur
Der Stadtteil St. Georgen ist historisch gewachsen und war ursprünglich eine eigene barocke Stadtgründung. Die Grundstrukturen sind noch gut erkennbar und verleihen dem Stadtviertel Urbanität und Aufenthaltsqualität. Entlang des historischen Straßenmarktes mit den Typenhäusern und in dessen Umfeld gibt es ober- und unterirdisch vieles zu entdecken. Historische Gebäude, wie die Ordenskirche oder das Prinzessinnenhaus sowie die weit verzweigten Kelleranlagen des Sterns von St. Georgen.
Bereits 2001 wurde St. Georgen im Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen und seither wird von einem Vor-Ort-Gremien – bestehend aus einer in der Verwaltung verankerten Projektsteuerung und dem beauftragtem Quartiersmanagement – die Quartiersentwicklung vorangebracht. Der Stadtteil hat an Attraktivität als Wohnstandort gewonnen und zieht mit seiner historischen Bausubstanz auch Besucher an. Die St. Georgener identifizieren sich mit ihrem Stadtteil.
Neue Wohnquartiere wie in der Inselstraße und Wohngebäude in der Brandenburger Straße sind entstanden oder werden in der Hugenottenstraße noch entwickelt. Dank vieler kleiner Projekte, getragen von einer engagierten Bürgerschaft zusammen mit dem Quartiers- und dem Straßenmarktmanagement, ist St. Georgen heute ein attraktiver, lebendiger Stadtteil mit jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen wie dem Sternenmarkt im Advent und dem Musikfestival „St. Georgen swingt“ im Sommer, das inzwischen von den Hinterhöfen in die nahegelegene Wilhelminenaue umgezogen ist.
In der „Schoko“ – einer ehemaligen Schokoladenfabrik – hat sich ein Zentrum für Jugend, Sport und Kultur entwickelt. Sie ist ganzjährig ein idealer Ort für Musik- und Kunstveranstaltungen und in den Wintermonaten die Heimat der Skater Szene. Das Gebäude ist inzwischen im Besitz der Stadt und an den Verein vermietet. Für das aktuell nicht begehbare Obergeschoss wurde eine Nutzungskonzeption erstellt und mit dem Umbau soll nach Bereitstellung der Mittel begonnen werden. Im Sommer verlagern sich die sportlichen Aktivitäten in der Schokogarten und in den nahen Spiel- und Sportpark Schanz, der derzeit ertüchtigt wird.
Die Kelleranlagen des „Stern von St. Georgen“ wurden erforscht und sollen in Teilen der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich gemacht werden. Die bislang angebotenen Kellerführungen an besonderen Tagen und zu ausgewählten Anlässen stoßen auf ein hohes Interesse. Neben den bislang zugänglichen, kleineren Kelleranlagen, die baulich und eigentumsbedingt nicht ideal für regelmäßige Führungen sind, wird ein neuer Rundgang entwickelt.
Hammerstatt – Versorgen, Verbinden & Treffen
Das Sanierungsgebiet Hammerstatt wurde erst 2013 förmlich festgelegt, um im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2016 in der benachbarten Mainaue den vorhandene Sanierungs- und Ertüchtigungsbedarf in Angriff zu nehmen.
Die Hammerstatt ist geprägt durch das städtebaulich und architektonisch hochwertige Erbe der Siedlungsbauten aus den 1950er Jahren und einem hohen Anteil von Wohnungen von Wohnungsgesellschaften. Die Nähe zum Stadtzentrum, zu den Mainauen und die Vielzahl an Spiel- und Sportangeboten im Quartier machen den Wohnstandort sowohl für Familien mit Kindern als auch für ältere Mitbürger attraktiv. Dem gegenüber stehen eine ausgedünnte Nahversorgungsstruktur und das Fehlen von Treffpunkten im Quartier.
So setzen die Sanierungsziele auch daran an, einen attraktiven innstadtnahen Wohnstandort zu erhalten bzw. zu schaffen, hierfür entstand das ABC-Programm „Hammerstatt am Puls der Zeit“:
- Aktives Quartiersleben für alle Generationen – „Stärkung des Quartierslebens mit sozialen Angeboten und Nahversorgung“
- Bezahlbares & atmosphärisches Wohnen – „Ertüchtigung der Bausubstanz durch Sanieren, Erneuern, Ergänzen“
- Charmant verknüpft mit Innenstadt & LGS 2016 – „Attraktivierung der Verbindungen und Verknüpfungen nach außerhalb“
Eine zentrale Anlaufstelle ist inzwischen der Quartierstreff im „Hammerstätter Hof“ in der Friedrich-Ebert-Straße. Die Traditionsgaststätte mit dem Garten bietet viel Raum als Treffpunkt über Generationen hinweg. Nach kleinen, ständig noch laufenden Ertüchtigungen wird der Gastraum und das Nebenzimmer inzwischen von mehreren Vereinen, die in der benachbarten Wilhelminenaue aktiv sind, für Treffen genutzt. Die dort entstandenen Gemeinschaftsgärten der Essbaren Stadt Bayreuth e.V. und die Aktivitäten des Summer in der City e.V. locken Menschen aus der Hammerstatt und anderen Teilen der Stadt an. Auch der Förderverein Wilhelminen Aue e.V. ist mit dem Quartier in enger Verbindung.
Mehr oder minder regelmäßig zum Austausch im Rahmen des Sonntags-Mitbringbrunch oder zu speziellen Nachmittagen treffen sich Hammerstätterinnen und Hammerstätter. Größere Veranstaltungen wie ein Sommerfest oder die Kerwa finden im Sommer im Garten statt.
Ob und wie die Nahversorgungssituation im Quartier verbessert werden kann, der Frage hat man sich mit Umfragen und Untersuchungen zur Mittagsversorgung im Hammerstätter Hof und zur Errichtung eines genossenschaftlichen Stadtteilladens genähert. Für beide Ideen sind aber derzeit die Bedarfe noch nicht stark genug bzw. sind für eine Umsetzung noch Fragen zu klären.
Die Verbindungen und Wege innerhalb des Quartieres und in Richtung Innenstadt werden verbessert. So wird es eine neue Fußgänger- und Radbrücke über den Roten Main geben. Für das anstehende Verkehrskonzept der Stadt hat man in Diskussionsrunden Anregungen und Wünsche aus dem Quartier zusammengetragen und an die Verwaltung weitergegeben. Mittels kleinerer Maßnahmen soll schon bald der Nicht-Anlieger-Verkehr aus den Nebenstraßen herausgehalten und der Verkehrsfluss auf den Durchfahrtsstraßen anwohnerfreundlicher gestalten werden.