Wasser ist kostbar und der Weltwassertag (22. März) der Vereinten Nationen macht darauf aufmerksam, dass viele Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Wie jeder von uns genau dabei helfen kann, erklärt Helena Skrobranek, bei den Stadtwerken Bayreuth zuständig für betriebliches Nachhaltigkeitsprojekte und die Qualitätskontrolle des Trinkwassers. Sie betont, dass unser Wasserverbrauch auch dann nicht endet, wenn wir unseren Wasserhahn zudrehen.
Frau Skrobranek, Sie haben bei den Stadtwerken täglich mit Trinkwasser zu tun. Wasser, das wir trinken und das wir beispielsweise zum Kochen, Duschen und zum Waschen brauchen. Gleichzeitig soll dieser Wasserverbrauch aber nur die Spitze des Eisbergs sein. Was meinen Sie damit?
Helena Skrobanek: “Schlicht und ergreifend, dass wir mehr Wasser verbrauchen, als unser Wasserzähler zu Hause sagt. Nämlich in Form der Produkte, die wir kaufen. Kaffee ist da ein gutes Beispiel. Wenn wir uns morgens eine Kanne kochen, brauchen wir einen Liter zum Aufgießen und noch ein bisschen, um die Kaffeetasse wieder sauber zu bekommen. Was wir nicht sehen, ist der Kaffeeanbau: Die Kaffeepflanze braucht Wasser zum Wachsen, der Kaffee muss gewaschen werden. Der Farmer braucht Treibstoff für Maschinen. Die Arbeiter auf den Plantagen müssen kochen und waschen. Und auch für die Veredelung und den Transport wird viel Wasser gebraucht. So kommen pro Kilo Kaffee rund 20.000 Liter Wasser zusammen. Jenes Wasser ist für uns als Verbraucher unsichtbar und wird in Fachkreisen deshalb auch virtuelles Wasser genannt.”
Was zählt denn alles zu virtuellem Wasser?
Helena Skrobanek: “Zu unserem Wasserfußabdruck zählt die gesamte Menge Wasser, die für unsere gekauften Produkte in Anspruch nehmen. Also auch jene Wassermenge, die im Ausland für die Herstellung eingesetzt wird, verdunstet oder verschmutzt wird. Und das ist mehr als man denkt.”
Wie groß ist unser Wasserfußabdruck?
Helena Skrobanek: “Der Wasserverbrauch liegt in Deutschland derzeit bei rund 120 Litern pro Person und Tag. Rechnet man das virtuelle Wasser dazu, sind es aber rund 4.000 Liter – wohlgemerkt pro Tag. Wer seinen individuellen Wasserfußabdruck annähernd berechnen will, kann das zum Beispiel unter waterfootprint.org oder unter wasserampel.wfd.de tun. Dabei ist klar, dass es beliebig schwierig ist, genaue Zahlen zu erheben. Das ist meiner Meinung nach aber auch nicht der Kern der Idee: Viel wichtiger ist, dass wir dieses unsichtbare Wasser erkennen und aktiv in unsere Kaufentscheidungen einbeziehen.”
Weshalb ist das Ihrer Meinung nach wichtig?
Helena Skrobanek: “Wir leben in einer globalisierten Welt: Kaffee aus Brasilien, Baumwolle aus Indien und Avocados aus Chile – das alles findet sich im Supermarktregal. Was die Produktion in diesen Ländern unter Umständen verursacht, bekommen wir aber kaum mit. Spanien ist zum Beispiel der Gemüsegarten Europas, leidet aber seit Jahren darunter, dass es dort zu wenig regnet. In dieser Not werden illegale Brunnen gebohrt, damit weiterhin Gemüse produziert werden kann. Und gleichzeitig diskutiert man in Barcelona aktuell darüber, ob die Metropole im Sommer per Schiff mit Trinkwasser versorgt werden muss. Ein weiteres Beispiel ist der Aralsee in Kasachstan und Usbekistan, dessen Wasser für die Produktion von Baumwolle und Weizen genutzt wurde. 1960 war er noch ungefähr so groß wie Bayern. Heute hat er rund 90 Prozent seiner damaligen Fläche verloren – mit dramatischen Auswirkungen auf Mensch und Natur.”
Was heißt das nun für mich als Verbraucher? Dass ich auf Kaffee und Jeans verzichten soll?
Helena Skrobanek: “Nein, unser Wasserfußabdruck sollte uns aber zum Nachdenken anregen. Egal, um welches Produkt es geht, mit meiner Kaufentscheidung kann ich einen positiven Impuls für den globalen Wasserhaushalt geben. So gibt es beispielsweise wasserreiche Regionen in Brasilien, wo der Kaffeeanbau für den dortigen Wasserhaushalt unkritisch ist. Auch gibt es Jeans-Hersteller, die sich auf die Fahne schreiben, den Wasserverbrauch zu senken.”
Welche Tipps haben Sie, um den Wasserfußabdruck zu verkleinern?
Helena Skrobanek: “Generell sollte man Dinge, die man kauft, möglichst lange nutzen – reparieren ist in dem Zusammenhang natürlich besser als wegwerfen. Außerdem kann ich mir die Frage stellen, ob ich wirklich ein neues Kleid oder eine weitere Hose brauche, wenn der Kleiderschrank ohnehin schon voll ist. Und natürlich ist saisonales und regionales Einkaufen Trumpf. An der Stelle mache ich gerne Werbung für unser Bayreuther Trinkwasser aus der Leitung: Das stammt aus unserer Region, es wird nachhaltig gewonnen, weil wir alle Quellen und Tiefbrunnen so bewirtschaften, dass wir nicht mehr Wasser entnehmen, als neues erzeugt wird. Es muss nicht mit dem Lastwagen quer durch Deutschland oder gar Europa transportiert werden und es braucht keine eigene Verpackung. Flaschenwasser aus Frankreich oder gar von den Fiji-Inseln kann bei diesen Kategorien nicht mithalten.”
Quelle: Stadtwerke Bayreuth