Kunstmuseum Bayreuth zeigt Werke der expressiven Kunst und der Karikatur
Nach den ersten drei Querschnittsausstellungen durch die Sammlungen zum 20. Museumsgeburtstag thematisiert das Kunstmuseum Bayreuth derzeit in einer vierten Ausstellung die Frage, ob und in welcher Form es Gemeinsamkeiten zwischen Werken der expressiven Kunst und solchen der Karikatur gibt. Die Ausstellung ist noch bis 21. Juni im Alten Barockrathaus der Stadt zu sehen.
Einige Vertreterinnen und Vertreter der expressiven Kunst im 20. Jahrhundert verstanden sich als Chronisten und Kritiker ihrer Zeit. Mit ihrem bitteren Sarkasmus wirken ihre Bilder der Karikatur verwandt.
In den Museumssammlungen sind Zeichnungen und Druckgraphiken von den Künstlern der „Brücke“ Erich Heckel, Ernst-Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff vertreten. Hinzu kommen Werke von Max Ackermann, Alfred Birkle, Otto Dix, Conrad Felixmüller, George Grosz, Hans Grundig, Hannah Höch, Karl Hubbuch, Käthe Kollwitz, Oskar Kokoschka, Elfriede Lohse-Wächtler, Karl Rössing, Georg Tappert oder Christian Schad. Werke der sozialkritischen expressiven Machkriegskunst von Alfred Hrdlicka oder Klaus Schröter, expressive Menschendarstellungen von Jürgen Brodwolf und Blätter der „neuen Wilden“ sind ebenso zu finden wie Zeichnungen von Jeanne Gedon oder Carl Fredrik Reuterswärd und Konvolute von den Bayreuther Künstlern Friedrich Böhme, Werner Froemel, Hermann Rongstock, Wo Sarazen und Gerda Voith von Voithenberg.
Neu in der Sammlung: Zeichnungen des Bayreuther Cartoonisten Matthias Ose
Die Karikatur spielt in den Sammlungen einen kleinen, aber hochspannenden Part: Zur Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung gehört auch ein größeres Konvolut des Karikaturisten Helmut Bibow. In den letzten Jahren kam durch die Schenkung von Prof. Dr. Werner Grüninger ein kleiner Werkkomplex von Rudolf Hesse hinzu. Ganz neu in der städtischen Sammlung sind 10 Originalzeichnungen des Bayreuther Cartoonisten Matthias Ose.
Das Wort „Karikatur“ stammt vom italienischen „caricatura“ und meint dort „überladen“, eigentlich einen überladenen Karren oder Wagen, im übertragenen Sinne aber dann auch das „Übertreiben“. Im Übertreiben wird das Objekt der Vermittlung aus seinem gewohnten Zusammenhang herausgelöst. Im übertragenen Sinne richtet man ein Vergrößerungsglas darauf und macht es sichtbar.
Prononcierte Darstellung der Wirklichkeit
Die expressive Kunst und die Karikatur vermitteln eine prononcierte Wirklichkeitsdarstellung. Es finden sich scheinbar nicht zu Ende ausgeführte Motive oder ins Leere laufende Perspektivlinien, die das Augenmerk betont unbetont auf das Wesentliche richten. Schnell dahingezeichnet erscheinen schwer verdauliche Inhalte als leicht, wie hingeplappert. Zu sehen sind diese Gestaltungsmittel sowohl bei den Chronisten des Expressionismus als auch bei Bibow, Froemel, Hesse, Ose oder Reuterswärd.
Auch die Kunst ist nicht gefeit gegen eine Neuinterpretation durch die Karikatur. Zu erleben ist dies bei Bibow, Ose oder Voithenberg.
Zur Ausstellung erscheint als vierter Band der Reihe zum 20. Museumsgeburtstag eine umfangreiche Publikation mit einem Text von Christoph Hinkel. Wie immer begleitet auch diese Ausstellung ein umfangreiches Vermittlungsprogramm.