Spatenstich für das neue Schalthaus der Stadtwerke Bayreuth
Es kostet rund fünf Millionen Euro und ist eines der Herzstücke der Energiewende in Bayreuth – das ist das neue Schalthaus der Stadtwerke Bayreuth. Am Donnerstag (8. August 2024) haben die bauvorbereitenden Arbeiten offiziell begonnen.
Bagger rollen in der Eduard-Bayerlein-Straße auf dem Grundstück der Stadtwerke Bayreuth, das auch den Verkehrsbetrieb beherbergt. Gebaut wird ein unscheinbares Betongebäude, das es aber buchstäblich in sich hat: Für geplante fünf Millionen Euro bauen die Stadtwerke ein neues Schalthaus, das rund ein Drittel Bayreuths mit Strom versorgen wird.
Seine Aufgabe: Es sorgt dafür, dass der Strom mit einer Spannung von 20.000 Volt in die einzelnen Stadtteile verteilt wird, wo er in kleineren Anlagen heruntertransformiert wird und schließlich mit 230 Volt in den Häusern ankommt. Und gibt es einmal ein Problem, weil irgendwo ein Stromkabel kaputt ist, sorgt die Schalttechnik für ein größtmögliches Maß an Sicherheit. „Durch die verbaute Schutztechnik, werden Kabelstrecken binnen von Millisekunden stromfrei geschalten, wenn beispielsweise eine Stromleitung durch einen Bagger beschädigt wird“, erklärt Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth. „Das ist elementar für den Schutz von Menschenleben und es ist auch wichtig für unsere Technik, die andernfalls beschädigt würde.“
Altes Schalthaus ist in die Jahre gekommen
In der Eduard-Bayerlein-Straße hat diese Aufgabe bislang das Schalthaus Mitte erfüllt, das nur einen Steinwurf vom Neubau entfernt ist. Es ist allerdings in die Jahre gekommen und den Herausforderungen der kommenden Jahre nicht mehr gewachsen. „Die Technik in unserem alten Schalthaus ist inzwischen mehr als 30 Jahre alt und muss erneuert werden“, sagt Bayer. „Und die Anlage ist perspektivisch zu klein, weil in ganz Deutschland und auch in Bayreuth das Stromnetz größere Lasten aufnehmen können muss.“
Treiber dieser Entwicklung ist die Energiewende: Immer mehr Wärmepumpen und E-Autos brauchen Strom. Hinzu kommt eine wachsende Zahl an Anlagen, die erneuerbaren Strom produzieren und diesen auch ins Netz einspeisen müssen – im Stromnetz der Stadtwerke sind es bereits heute rund 3.000. „Dabei ist vollkommen klar, dass wir unser Stromnetz und auch die Anlagen wie unsere Schalthäuser Schritt für Schritt fit für die Zukunft machen müssen.“
Stromnetz der Zukunft
Um möglichst zielgenau investieren zu können, beteiligen sich die Stadtwerke Bayreuth seit drei Jahren an einem Forschungsprojekt der Universität Erlangen-Nürnberg. „Hier beschäftigen wir uns unter anderem mit der Fragestellung, was unser Stromnetz der Zukunft können muss. Noch sind die Ergebnisse nicht final, aber wir können schon jetzt sagen, dass unser Stromnetz doppelt so viel Last verteilen muss.“ Diese Erkenntnisse sind auch in die Planung des neuen Schalthauses eingeflossen: Im Vergleich zum alten Schalthaus verfügt das neue über fünf Reserve-Schaltfelder, die jederzeit in Betrieb genommen werden können. Weitere sechs Schaltfelder, können die Stadtwerke bei Bedarf nachrüsten.
Weitere Pluspunkte: Die neue Anlagentechnik liefert mehr Messwerte, wodurch der Zustand des Stromnetzes für die Stadtwerke Bayreuth besser überwachbar wird. „Außerdem haben wir in unseren Planungen bereits den Elektrolyseur berücksichtigt, mit dem wir in der Eduard-Bayerlein-Straße grünen Wasserstoff herstellen möchten“, sagt Bayer. Hierfür werde eine spezielle Schutztechnik benötigt, die im neuen Schalthaus verbaut sein wird. Und: Gegenüber dem alten Schalthaus wird der Neubau um 30 Zentimeter erhöht, um auch vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt zu sein.
Auch die Versorgungssicherheit werde verbessert: Den Strom für das Schalthaus selbst liefert bislang jener Transformator, der auch für das unmittelbare Umfeld der Eduard-Bayerlein-Straße zuständig ist. Künftig erhält das Schalthaus seinen eigenen Transformator, wodurch die Stadtwerke Bayreuth eine zusätzliche Rückfallebene bei technischen Problemen bei einem der beiden Transformatoren haben.
Fertigstellung fürs nächste Jahr geplant
Bevor im neuen Schalthaus aber Strom fließen kann, muss zuerst das Gebäude entstehen, die Anlagentechnik muss eingebaut werden und tausende Meter Mittelspannungskabel müssen umverlegt werden. „In diesem Zug tun wir das, was jeder Häuslebauer tut“, fügt Jürgen Bayer hinzu. „Wir verlegen Leerrohre, um auf Herausforderungen möglichst flexibel und kostengünstig reagieren zu können. Denn Tiefbau ist sehr teuer und wenn wir später ein zusätzliches Kabel brauchen, sparen wir uns so den Bagger.“ Bislang planen die Stadtwerke 15 Leerrohr-Strecken, die in Richtung Norden, Osten und Süden verlegt werden.
Bayer geht davon aus, dass im kommenden Sommer sämtliche Arbeiten abgeschlossen sein werden und das neue Schalthaus in Betrieb gehen kann. Und was geschieht mit dem alten Schalthaus? Das historische Gebäude werde erhalten und sei ein fester Bestandteil der neuen Stadtwerke-Zentrale, die in der Eduard-Bayerlein Straße entstehen soll.
Beitrag zur Energiewende
„Die Stadtwerke leisten mit dem Bau des neuen Schalthauses einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Bayreuth“, betont Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Bayreuth ist. „Ich bin froh, dass unsere Stadtwerke die Transformation des Stromnetzes so engagiert angehen, weil dadurch die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt und natürlich auch unsere für das Jahr 2040 geplante Klimaneutralität überhaupt erst ermöglicht wird.“
Quelle: Stadtwerke Bayreuth