In seiner Recherche „Die Ökogas-Lüge“ erhebt das Recherchenetzwerk Correctiv den Vorwurf, zahlreiche deutsche Gasanbieter würden mit klimaneutralem Erdgas werben, das keinen tatsächlichen Umweltnutzen habe. Kritisiert werden auch die Stadtwerke Bayreuth, die die Vorwürfe nun intensiv prüfen. Bis Ergebnisse vorliegen, pausieren die Stadtwerke zeitnah die Bewerbung ihres Erdgases als Ökogas.
Über hundert Gasanbieter verkaufen Ökogas, das keinen Mehrwert für die Umwelt haben soll – so lauten die Vorwürfe eines Artikels des Recherchenetzwerks Correctiv. Konkret geht es um sogenannte Kompensationszertifikate: Mit diesen Zertifikaten kann CO2, das beim Heizen mit Gas entsteht, ausgeglichen werden – beispielsweise indem nachhaltige Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern mit den Einnahmen aus dem Zertifikathandel gefördert werden.
Correctiv und die von Correctiv aufgeführten Experten stellen diesen Umweltnutzen bei diversen Projekten infrage. Auch bei Projekten, deren Ausgleichszertifikate die Stadtwerke Bayreuth in der Vergangenheit erworben haben. „Konkret hat uns Correctiv zu einem Wasserkraftprojekt in Nordindien befragt, dessen Zertifikate, die wir erworben haben, keinen Zusatznutzen für die Umwelt haben sollen“, sagt Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth. „Vielmehr soll das Projekt vor Ort gravierende Auswirkungen für die Umwelt und die dort lebenden Menschen haben.“ Zudem attestiert Correctiv in seinem Artikel weiteren Projekten, von denen die Stadtwerke Bayreuth Kompensationszertifikate erworben haben, dass diese keinen positiven Umweltnutzen haben sollen.
„Im Raum stehen schwerwiegende Vorwürfe, die wir sehr ernst nehmen“, sagt Bayer. „Das ist für uns ein Schock, weil wir ausschließlich Kompensationsprodukte von zugelassenen und bislang anerkannten Zertifizierern erworben haben.“ Bezüglich des Projekts in Nordindien habe man bereits Verra als verantwortlichen Zertifizierer kontaktiert und verlange eine detaillierte Stellungnahme. „Solange diese und die anschließende Prüfung ausstehen, pausieren wir zeitnah die Bewerbung unseres Erdgases als Ökogas“, fügt er hinzu.
Jürgen Bayer unterstreicht, dass die Stadtwerke Bayreuth keineswegs blindlings Kompensationszertifikate erworben hätten: „Da wir die Projekte nicht persönlich vor Ort überprüfen können, kaufen wir ausschließlich Kompensationsprodukte von hierfür zugelassenen Zertifizierern wie Verra oder Gold Standard. Zudem haben wir den TÜV-Nord als unabhängigen Dritten damit beauftragt, unser Vorgehen jährlich zu überprüfen. Wir tun also viel, um sicherzustellen, dass wir im Sinne unserer Kunden einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Sollten sich die Vorwürfe im Zuge unserer Prüfung erhärten, werden wir rechtliche Schritte gegen die beteiligten Unternehmen erwägen und den Kauf von Kompensationszertifikaten grundsätzlich prüfen.“
Quelle: Stadtwerke Bayreuth