Dürre und Hitze machen den städtischen Bäumen zu schaffen – Welche Arten dem Klimawandel trotzen sollen
Palmen in Bayreuth? Was vor einigen Jahrzehnten für viele undenkbar schien, ist mittlerweile Realität geworden. „Wenn mir jemand in meiner Ausbildung erzählt hätte, dass die Chinesische Hanfpalme in Bayreuth überwintern kann, hätte ich nur mit dem Kopf geschüttelt“, sagt Robert Pfeifer, Leiter des Stadtgartenamts. Doch der Klimawandel hat alte Gewissheiten überholt: Denn während subtropische Gewächse in Oberfranken heimisch werden, lassen bislang heimische Baumarten die Äste hängen.
Für Robert Pfeifer und sein Team stellen die regelmäßigen Dürren und Hitzephasen eine Herausforderung dar – sowohl was die Pflege als auch die Auswahl der neu zu pflanzenden Bäume angeht. Schließlich setzt das Stadtgartenamt Jahr für Jahr zwischen 100 und 200 neue Bäume im Stadtgebiet – meist auch neue Arten.
„Denn mittlerweile wird es für Linden, Buchen und Birken in unserer Gegend problematisch“, erklärt Pfeifer. Besonders bedroht sind auch die Eschen, allerdings nicht durch den Klimawandel. „Mit Dürre und Hitze kommt die Esche eigentlich gut klar. Ihr macht dafür das vom Weißen Stängelbecherchen ausgelöste Eschentriebsterben zu schaffen“, erklärt Pfeifer. Das Weiße Stängelbecherchen ist ein Pilz, der vor über 20 Jahren aus China eingeschleppt wurde. Heimische Eschen haben gegen diese neue Pilzart wenig Chancen. „Viele Bäume werden eingehen, aber ich hoffe, dass die überlebenden Eschen mit der Zeit resistent werden“, sagt Pfeifer.
Hoffnungsträger Blauglockenbaum
Aber aus China kommt nicht nur der für die Esche aggressive Pilz, die fernöstliche Pflanzenwelt hat auch Lösungen für den Klimawandel anzubieten, in diesem Fall den Blauglockenbaum. Er kommt mit Wärme und Trockenheit gut klar und – kein unwesentlicher Aspekt – er wächst sehr schnell, wie Robert Pfeifer betont. Weitere Bäume, die in den kommenden Jahrzehnten Linde, Buche und Birke ersetzen könnten, sind Pfeifer zufolge Esskastanien, Walnuss, Elsbeeren, die in Südtirol heimische Hopfenbuche oder aus Südosteuropa stammende Eichen. „Wir setzen auf Vielfalt, weil wir nicht wissen, welche der neuen Bäume den Klimawandel gut vertragen“, betont Pfeifer. „Im Übrigen wissen wir nur wenig darüber, wie die heimischen Tiere mit den neuen Bäumen zurechtkommen. Auch deswegen wollen wir unterschiedliche Arten einsetzen“, fährt er fort.
Das Stadtgartenamt arbeitet deshalb bei der Auswahl neuer Arten mit dem Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth, der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim und dem Zentrum für Stadtnatur und Klimaanpassung an der TU München zusammen. „Bei der Gartenamtsleiterkonferenz beim Bayerischen Städtetag tausche ich mich auch mit Kollegen aus anderen Gartenämtern aus und profitiere natürlich von deren Erfahrungen mit neuen Baumarten“, sagt Pfeifer. Apropos Erfahrungen. Sehr gute habe die Stadt mit dem Französischen Ahorn gemacht, der sich als Stadtbaum hervorragend bewährt habe.
Übrigens: Am Weg der Artenvielfalt im Studentenwald und im Bürgerhain zwischen der Pottensteiner und der Thiergärtner Straße sind einige der neuen, für den Klimawandel geeigneten Baumarten zu bewundern. Hier ist auch die Übernahme einer Baum- oder Pflegepatenschaft möglich. Weitere Informationen finden Interessenten hier.