Der Segeflug: Lautlos auf Adlers Schwingen
Das Segelfliegen ist ein Vereinssport und entgegen mancher Meinung finanziell durchaus erschwinglich. Die erfolgreiche Ausbildung zum Segelflugpiloten kann in Deutschland ab dem Alter von 14 Jahren begonnen werden und benötigt keine speziellen Vorkenntnisse.
Die Segelfliegerei kann dabei nicht nur als ein Hobby, sondern auch als Hochleistungssport betrieben werden. So wird der Körper gerade bei verschiedenen Flugfiguren -wie beispielsweise einem Looping- hohen Belastungen ausgesetzt.
Die Ausbildung im Segelflug war für viele Berufspiloten der 1. Schritt in das spätere Berufsleben, da hier grundlegende Kenntnisse über die wechselnde Tragfähigkeit der Luft und den damit verbunden Eigenschaften eines Flugkörpers sehr direkt vermittelt werden.
Die Aerodynamik
Die Profilform der Tragflächen sind den Flugvögeln abgeschaut und erzeugen durch ihren Aufbau bei frontal auftreffendem Wind einen Auftrieb. Ausschlaggebend dafür ist in erster Linie die Profilform.
Die Oberseite der Tragflächen ist stärker gekrümmt. Dadurch werden die Luftpartikel, welche an der oberen Tragflächenseite entlang laufen, auf eine höhere Geschwindigkeit gebracht, als die Luftpartikel welche an der unteren Tragflächenseite entlangströmen. Daraus ergibt sich auf der Oberseite ein Unterdruck,auf de Unterseite hingegen ein Überdruck – dieser Effekt sorgt für den benötigten Auftrieb. Der Auftrieb ist neben der Flügelform auch abhängig von der Geschwindigkeit der umströmenden Luft und vom Anstellwinkel (Der Winkel zwischen Profilsehne und der Luftströmung). Vergrößert man den Anstellwinkel bzw. verringert man die Geschwindigkeit, so verringert man damit auch den Auftrieb. Geschieht dies über ein erlaubtes Maß, wird die Strömung an der Tragflächenoberseite turbulent und reisst ab: das Flugzeug „überzieht“ und geht in den Sackflug über.
Das ist der Grund, warum ein Flugzeug nicht beliebig langsam fliegen kann. Hat das Flugzeug bei diesem Manöver eine gewisse Querlage oder reisst die Strömung an einer Tragfläche schneller ab als an der anderen, kann es ins Trudeln fallen.
Diese Flugzustände sind zwar nicht unmittelbar gefährlich, man sollte aber wissen, dass man dabei schnell an Höhe verliert und es über Hundert Meter kosten kann bis die Gegenmaßnahmen greifen und die Luftströmung wieder anliegt. So ein Strömungsabriss sollte also nicht in Bodennähe passieren.
Die Flugtechnik
Da ein gewöhnliches Segelflugzeug über keinen eigenen Antrieb verfügt um fliegen zu können, muss ihm von aussen potentielle Energie zugeführt werden. Das heisst, das Segelflugzeug wird mit fremder Hilfe in die Luft gebracht.
Dies geschieht heutzutage entweder durch Winden- oder durch Flugzeugschlepp. Einmal in einer Mindesthöhe angekommen und frei von Fremdhilfen, beginnt das Segelflugzeug, die erhaltene potentielle Energie in kinetische Energie(Geschwindigkeitsenergie) umzusetzen. Das Flugzeug bewegt sich vorwärts und beginnt in der ruhigen Luft zu sinken.
Wie schnell es sinkt hängt von der Konstruktion des Flugzeuges ab. Angegeben wird dieser Wert durch die sogenannte Gleitzahl. Diese sagt aus, wie weit ein Flugzeug in ruhiger Luft pro Höheneinheit fliegen kann. (Gleitzahl 1:40 heisst, dass ein Segelflugzeug aus einem Kilometer Höhe 40 Kilometer weit fliegen kann)
Dass ein Segelflugzeug nicht gleich wie ein Stein zu Boden fällt liegt an denTragflächen, die nach aerodynamischem Prinzip Auftrieb erzeugen. Diesen Aussagen nach kann also ein Segelflugzeug, einmal auf eine gewisse Höhe geschleppt, diese abgleiten und fliegt demnach desto weiter je besser die Konstruktion bzw. die Gleitzahl ist.
Wie kann es aber sein, dass Segelflugzeuge hunderte, ja sogar tausende Kilometer weit fliegen und Stunden und sogar Tage in der Luft bleiben?
Die obige Erklärung bezieht sich auf ruhige Luft bei ganz bestimmten atmosphärischen Bedingungen. Um das Flugzeug nun länger in der Luft zu halten, als es nur die Konstruktion alleine erlauben würde, nutzt der Pilot verschiedene Naturgewalten aus.
Das sind hauptsächlich:
- Thermik oder auch „Bart“ genannt sind Aufwinde, die durch Erwärmung des Erdbodens entstehen und schlauchartig nach oben steigen. Gut zu erkennen sind solche Aufwindschläuche meist durch kompakte Cumuluswolken, die dort entstehen, wo der Wasserdampf in der aufsteigenden Luft durch den mit der Höhe verbundenen Temperaturabfall kondensiert. Diese Aufwindschläuche haben oft nur einen Durchmesser von wenigen (hundert) Metern. Das ist der Grund, warum man Segelflugzeuge, die diese Thermik nutzen, kreisen sieht.
- Hangaufwind: Er entsteht an angeblasenen Schräglagen (Hügeln, Bergen). Die Richtung Hang wehende Luft wird ähnlich dem Reflexionsprinzip nach oben geleitet. Segelflugzeuge, welche diese Methode zum Höhengewinn verwenden, sieht man kaum kreisen. Vielmehr fliegen sie den Hang entlang hin und her.
- Leewellen: Entstehen durch sehr starken Wind in grosser Höhe. Der Strömungsverlauf des Windes wird hierbei durch Gebirge wellenartig geformt. Den aufsteigenden Teil der Welle kann das Segelflugzeug zum Höhengewinn nutzen. Die Windgeschwindigkeiten solcher Leewellen sind enorm (100km/h und mehr), die Wellen reichen bis in grosse Höhen (ideal zum Höhensegelflug) und die Luftschichtung ist laminar (ruhige Luft). Beobachten kann man Segelfugzeuge bei dieser Art des Höhengewinnes kaum, da sich dies in grossen Höhen abspielt und man die aufsteigende Luft meist im Geradeausflug nutzt.