Handlungsfelder im Detail
- Die Bedeutung von Wärmebedarf und Wärmeversorgung (47 % der Treibhausgasemissionen im Jahr 2019) ist ein Angelpunkt für eine dauerhafte Emissionsreduktion. Die energetische Ertüchtigung von Bestandsgebäuden ist dabei das Kernelement sowohl im privaten und unternehmerischen Bereich als auch im kommunalen Wirkradius.
- Die in diesem Handlungsfeld aufgeführten Maßnahmen beziehen sich auf die energetische Aufstellung kommunaler Liegenschaften (Bestand und Neubau) und auf Heizsystemumstellungen auf erneuerbare Energieträger oder Hybridsysteme, da hier direkte Einflussmöglichkeiten bestehen.
- Aufgrund des baugesetzlich verankerten Bestandschutzes (Bundesgesetz) kann die Kommune im privaten und unternehmerischen Bereich nur durch Vorbildfunktion, Beratung und Anreize fungieren
Maßnahme | |
---|---|
M 1.1 | Ausweitung des kommunalen Energiemanagements (KEM) |
M 1.2 | Energetische Sanierungsbedarfe von städtischen Gebäuden als zusätzliche Grundlage für Sanierungspriorisierungen |
M 1.3 | Sukzessive energetische Sanierung städtischer Gebäude nach Prioritätenliste |
M 1.4 | Erprobung des Hinzuziehens eines unabhängigen zertifizierten Energieberaters in erster Planungsphase |
M 1.5 | Nutzung von Recyclingbaumaterial: Identifizierung eines Modellprojektes |
M 1.6 | Klimawirksamkeitsprüfung im Hochbau für alle Neubauvorhaben und Sanierungen |
M 1.7 | Prüfung und ggf. Anwendung von anwendbaren Mindestkriterien in Neubauprojekten |
M 1.8 | Machbarkeitsstudien und Austausch von Ölheizungen in Liegenschaften |
M 1.9 | Heizungsoptimierung: Hydraulischer Abgleich und Einbau von Hocheffizienzpumpen in Gebäuden, die nicht zeitnah saniert werden |
M 1.10 | Umrüstung der Straßenbeleuchtung in zwei Phasen |
M 1.11 | Sukzessive Umrüstung der Innenbeleuchtung in städtischen Gebäuden auf LED |
M 1.12 | Energieeffizientes Flutlicht Hans-Walter-Wild-Stadion |
M 1.13 | Umsetzung Maßnahmen aus Potenzialstudie: Schlossgalerie |
M 1.14 | Umsetzung aus Potenzialstudien: Wärmekonzept RW21 |
M 1.15 | Umsetzung Maßnahmen aus Potenzialstudie: sonstige Maßnahmen RW 21 |
M 1.16 | Umsetzung aus Potenzialstudien: Heizkonzept Bauhof |
M 1.17 | Umsetzung Maßnahmen aus Potenzialstudie: Umweltinformationszentrum Lindenhof |
M 1.18 | Energiekonzept für Komplex Gymnasium Christianum-Ernestinum (GCE), Hans-Walter-Wild-Stadion (HWW) und Dreifachturnhalle J.-S.-Bachstraße |
M 1.19 | Energiekonzeption Kleinschwimmhalle Graf-Münster-Gymnasium |
- Die Maßnahmen im Handlungsfeld 2 beziehen sich auf die Erhöhung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern im Stadtgebiet
- Das Handlungsfeld 2 legt ein großes Augenmerk auf die Photovoltaik, da Strom gegenüber anderen Energieträgern einen größeren Stellenwert einnehmen wird.
- Ein großes unausgeschöpftes Potenzial zur Energiegewinnung ruht auf Bayreuths Dächern. Dächer können sowohl für Solarthermie als auch für Photovoltaik genutzt werden, ohne dabei zusätzliche Versiegelungen oder Flächenumnutzungen zu bewirken. Dieses Potenzial muss im Sinne des Klimaschutzes komplett ausgeschöpft werden, sowohl auf kommunalen als auch auf privaten Dächern, bzw. Dächern von privatwirtschaftlichen Unternehmen.
- Der städtebaulichen Planung kommen im kommunalen Klimaschutz wichtige Aufgaben des Klimaschutzes in verschiedenen planerischen Bereichen zu. Zum einen muss die Planung klimafreundliches Wohnen im Quartier und klimafreundliche Alltagsmobilität ermöglichen, zum anderen müssen Klimaanpassungsmaßnahmen wie Wahrung oder Wiederherstellung von Kaltluftschneisen bedacht werden.
- Dieses Handlungsfeld behandelt in erster Linie Planungen im Bereich Innenentwicklung, Quartierssanierung und Management von Bauland.
- Kommunen nehmen eine Schlüsselfunktion bei der Mobilitätswende ein. Sie gestalten die Stadt- und Regionalentwicklung sowie den Infrastrukturausbau für Verkehr und Energie wesentlich mit und haben eine Vorbildfunktion.
- Der Verkehr in Bayreuth hat einen Anteil von 22% an den gesamten Emissionen im Stadtgebiet. Die THG-Emissionen durch Kraftstoffe haben seit 1990 um 21 % zugenommen. Eine Reduktion des Kraftstoffverbrauchs ist daher unumgänglich, um die Klimaziele der Stadt zu erreichen.
- Betroffen davon ist jeder, da Mobilität Merkmal und Voraussetzung unseres Lebensstils und Wirtschaftssystems ist.
- Das Handlungsfeld 5 ist weit gefasst und versucht einen Bogen zu schlagen von Treibhausgasemissionen, die durch Ernährung und Landwirtschaft entstehen, bis hin zu Potenzialen der Minderung und Speicherung von CO2 in Böden und Wäldern und Möglichkeiten für Kompensationsmaßnahmen aus Projekten zur Senkenfunktionsverbesserung oder Energieeinsparung.
- Handlungsmöglichkeiten der Stadt im breiten Feld Ernährung bestehen hauptsächlich im Bereich der Bewusstseinsbildung für Konsumenten und der Stärkung regionaler Landwirtschaft und saisonaler Ernährung. Eine Anerkennung des Wertes von regionaler Landwirtschaft, Böden und Wäldern über Lebensmittel- und Holzproduktion hinaus ist dabei ein erster und notwendiger Schritt, um langfristig alle sichtbaren und unsichtbaren Funktion (wie CO2-Äq–Speicherung) zu sichern.
- Auf die Reduktion der anfallenden Abfallmenge im Stadtgebiet hat die Kommune kaum Einfluss. Lediglich über Bewusstseinsbildung kann zu freiwilligem Handeln motiviert werden.
- Langfristig will die Bundesregierung die Abfall- und Kreislaufwirtschaft in den nächsten Jahren hin zu einer nachhaltigen ressourceneffizienten Stoffstromwirtschaft weiterentwickeln. Durch konsequentes Trennen von Abfällen, Vorbehandlung, Recycling oder energetische Nutzung sollen im Abfall gebundene Stoffe und Materialien möglichst vollständig genutzt und somit eine klimaschädliche Deponierung von Abfällen vermieden werden.
- Eine nachhaltige Ausrichtung der privaten und kommunalbetrieblichen Wirtschaft ist ein Kernelement im Klimaschutz.
- Während die privatwirtschaftlichen Unternehmen schon aus Eigeninitiative in vielen Bereichen tätig werden, kann die Stadt u.a. mit dem Aufbau von Netzwerken, Informationsweitergabe zu Themen des Klimaschutzes, Hilfe bei der Fördermittelakquise oder Bereitstellung von Infrastruktur unterstützend wirken.
- Die aufgeführten Maßnahmen der Beteiligungen wurden von den Beteiligungen für das Klimaschutzkonzept der Stadt zur Verfügung gestellt, sind aber nicht als vollumfänglich zu verstehen; konkretisierte Konzepte und Maßnahmenpakete zur Erreichung der Ziele werden von den Beteiligungen selbstverantwortlich ausgearbeitet oder sind bereits erstellt worden (z.B. digitaler Energienutzungsplan der Stadtwerke).
- Klimaschutz bedeutet langfristig einen gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess zu bewältigen. Diese Transformation findet bereits auf mehreren Ebenen statt, zum Teil als Top-Down-Prozess, bspw. Durch eine veränderte Gesetzgebung, zum anderen Teil von unten kommend, als Bottom-Up-Prozess, durch Engagement von Vereinen und Initiativen für nachhaltiges Handeln.
- Dieses zivilgesellschaftliche Engagement ist in Bayreuth seit langem sichtbar und wirkungsvoll. Gerade durch die Universität ist ein breites Spektrum an Ideen für neue transformative Prozesse und der Mut zur Umsetzung in Bayreuth besonders stark, doch auch alteingesessene Bayreuther engagieren sich im hohem Maße in Umweltverbänden, Mobilitätsvereinen (Fahrradmobilität, Carsharing), Initiativen zu Fairem Handel, Gemeinwohlökonomie, regionaler Wirtschaft und Suffizienzprojekten (Erklärung des Suffizienzgedankens in M 8. 4). Darüber hinaus versuchen Bayreuther Sport- und Kulturvereine und Kirchen, nachhaltiger zu agieren.
- Hier möchte die Stadt Bayreuth anknüpfen, unterstützend tätig sein und vernetzen, aber auch Transformationsideen aufnehmen, in das eigene Wirken implementieren und ausweiten. Gleichzeitig gilt es auch die Teile der Bürgerschaft mitzunehmen, die bisher kaum Schnittmengen mit dem Thema Klimaschutz hatten, sie zu informieren und die Bürger am Handeln der Verwaltung zu beteiligen.
- Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe und spielt in nahezu allen Dienststellen der Verwaltung eine Rolle. Daher ist es wichtig, das Thema nicht nur im Klimaschutzmanagement zu verorten, sondern auch in den einzelnen Dienststellen ein Bewusstsein zu schaffen, frühzeitig in Planungen zu integrieren und das Klimaschutzmanagement rechtzeitig in Planungen miteinzubeziehen, um Expertise einzuholen und gegebenenfalls Klimaschutzfördermittel rechtzeitig zu akquirieren.
- Unterstützung einer bewussten Umstellung der Verhaltensweisen im behördlichen Betrieb können ebenfalls zu systematischer Verbesserung der Klimafreundlichkeit in der Verwaltung beitragen.
- Das Handlungsfeld 9 enthält somit Maßnahmen zur Verankerung von Klimaschutz in Verwaltungsprozessen (Klimawirksamkeitsprüfung, Managementsystem), zur Bereitstellung von ausreichend Personal, zur nachhaltigen Beschaffung u.a. von IT und zur Prüfung von Förderprogrammen, um die finanzielle Ausstattung für Klimaschutzmaßnahmen zu verbessern.
- Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher muss die Verwaltung neben eigenverantwortlichem Handeln und Infrastrukturschaffung auch die Öffentlichkeit informieren, Best Practice Beispiele recherchieren und kommunizieren und letztendlich Handlungswissen vermitteln.
- Ein gutes Netzwerk ist der Schlüssel zu Erfahrungen aus anderen Kommunen. Vernetzung mit Akteuren vor Ort und überregional schafft Synergien und eine größere Reichweite.
- Die Folgen des Klimawandels stellen Städte vor große Herausforderungen. Durch sommerliche Extremtemperaturen, Starkniederschläge, Dürreperioden und Stürme steigen Risiken für die Bevölkerung, die kommunale Infrastruktur und das Stadtgrün. Diese Entwicklungen erfordern entsprechende Anpassungsmaßnahmen.
- Auch in Bayreuth sind Klimaveränderungen bereits spür- und messbar.
- Klimaschutz und Klimaanpassung sollten deshalb immer zusammengedacht werden
- Mittel- bis langfristig sollte ein umfassendes Klimaanpassungskonzept in Auftrag gegeben werden, um den vollen kommunalen Handlungsspielraum auszuschöpfen und Bayreuth bestmöglich an ein sich veränderndes Klima anzupassen.