Wie wirkte Feustel?
Kursiver Text weist auf Quellen des Stadtarchivs hin.
Welche Berufe übte Feustel aus?
Nach seiner Lehre zum Handlungskommis bei Sophian Kolb wurde er im Gewerbekataster der Stadt Bayreuth unter dem 17. September 1847 eingetragen unter der Rubrik „Kaufleute“ für Wechselgeschäfte und Besorgung von Agentien (B 2888 S. 239). Ende März 1848 übernahm er zudem die von seinem Schwiegervater gegründete Auswanderungsagentur (Anzeige der Übernahme), die die Auswanderung vor allem nach Nordamerika mit Schiffen ab Hamburg und Bremen organisierte. Dabei traten auch immer wieder Probleme mit Auswanderungswilligen auf, die sich nicht an die strengen staatlichen Regelungen zur Auswanderung hielten.
Als Mitbegründer der Coburg-Gothaischen Kredit-Gesellschaft lebte er von 1856 bis 1961 zeitweilig in Coburg. Der Tod seines Schwiegervaters Sophian Kolb 1860 veranlasste die Familie 1861 zur Rückkehr nach Bayreuth. 1862 begründete er ein eigenes Bankgeschäft mit Geschäftsräumen an der Bahnhofstraße 15, 1869 wird er Mitbegründer der Bayerischen Vereinsbank.
Das finanzielle Engagement Feustels schlug sich in verschiedenen Beteiligungen an Firmen und der Förderung industrieller Vorhaben nieder. 1853 gehörte er zu den Gründern der Mechanischen Baumwollspinnerei (Bestand MBS) und der Bayreuther Bierbrauerei Aktiengesellschaft sowie der Ersten Bayerischen Basaltstein AG in der Oberpfalz.
Zusammen mit anderen Kaufleuten engagierte er sich 1856 für die Errichtung eines Eisenblechwalzwerks und die Gründung einer AG „Bayreuther Walzwerk“ (Konzessionsgesuch 1856 und Statut).
Welche politischen Ämter hatte er inne?
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Feustel bereits früh auch in der Politik. Schon mit 24 Jahren wurde er 1847 erstmals in das Bayreuther Gemeindekollegium gewählt, dem er dann 40 Jahre lang bis 1887 angehörte. Sechs Jahre lang amtierte er zudem als Magistratsrat.
1863 bis 1869 gehörte er dem Bayerischen Landtag als Abgeordneter an.
Von 1877 bis zu seinem Tod 1891 war Feustel Mitglied des Reichstags, zuerst als parteiunabhängiger Abgeordneter, dann als Kandidat der Nationalliberalen Partei, wo er den Wahlkreis Oberfranken 2 (Bayreuth) vertrat.
Welche Beziehung bestand zwischen Friedrich Feustel und Richard Wagner?
Als sich Richard Wagner 1871 für Bayreuth als Standort seines Festspielhauses interessierte, vermittelte ihm seine Schwester Ottilie Brockhaus einen Kontakt zu Friedrich Feustel, einem entfernten Verwandten ihres Ehemannes. Feustel unterstützte maßgeblich sowohl in seiner Funktion als Gemeindebevollmächtigter wie auch als Bankier die Übersiedlung Wagners nach Bayreuth und das Zustandekommen der Festspiele. Ohne seinen Einsatz wäre der Bau des Festspielhauses sowie der Villa Wahnfried nich möglich geworden. Mit Richard Wagner verband ihn eine lebenslange Freundschaft bis zu dessen Tod 1883. Sein Schwiegersohn Adolf von Groß verwaltete zudem jahrelang die Finanzen der Festspiele.
1886 wurde daher eine der ersten Telefonleitungen vom Feustelschen Bankgeschäft in der Bahnhofstraße hinauf zum Festspielhaus verlegt (Plan).
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