Bei der jüngsten Sitzung des Behindertenbeirates der Stadt Bayreuth standen einmal mehr Themen der Inklusion im Fokus. Die Sitzung bot hierzu zahlreiche Denkanstöße und konkrete Empfehlungen.
Reinhold Richter, Vorsitzender und langjähriges Mitglied des Beirats, mahnte in seiner Rede die immense Bedeutung der Barrierefreiheit an. „Wer hier sparen will, der spart an der falschen Stelle. Derartige Ansätze sind rückwärtsgewandt und letztlich auch inakzeptabel für alle, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.“ Richter kritisierte auch deutlich die Umbauten am Bayreuther Bahnhof, die ohne Absprache durchgeführt werden. Fahrgäste, die einen Aufzug benötigen, können den Bahnsteig derzeit nicht erreichen. „Barrierefreiheit ist ein zentraler Baustein, um Städte inklusiver und zukunftsfähiger zu gestalten“, betonte Richter.
Die Behindertenbeauftragte der Stadt Bayreuth, Bettina Wurzel, legte dar, dass die inklusive Teilhabe von Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund eine der großen Zukunftsaufgaben der Stadt Bayreuth sei, denn bei diesen Gruppen steigen die Einwohnerzahlen. „Gemeinsam haben wir die große Chance, inklusive und gerechte Strukturen in unserer schönen Stadt Bayreuth zu fördern.“
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der die Sitzung des Behindertenbeirats eröffnet hatte, betonte, dass die Stadt Bayreuth beim Thema Inklusion im Vergleich mit anderen Städten gut dastehe. Reinhold Richter begrüßte in diesem Zusammenhang, dass die Stadt die Behindertentoilette am Bahnhof übernommen habe.
Modellprojekt Stadtspaziergang
Der Paritätische Wohlfahrtsverband stellte im Anschluss das Projekt „Stadtspaziergang“ vor. Dabei sind die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, Teilhabebeschränkungen in ihrer Stadt aus erster Hand zu erleben und zu dokumentieren. Das Projekt ermöglicht einen umfassenden Blick auf Hindernisse, mit denen Menschen mit Behinderungen im Alltag konfrontiert sind.
Die Mitglieder des Behindertenbeirats waren sich einig in der Einschätzung, dass ein solches Projekt auf eindrucksvolle Weise aufzeige, wie wichtig es ist, unterschiedliche Perspektiven zu vereinen und daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten. Laut Nicole Hahn fand der erste Stadtspaziergang bereits am 13. Dezember in St. Georgen statt.
Einführung des Verfahrenslotsen
Jörn Sumfleth berät seit Jahresbeginn als Verfahrenslotse beim Landratsamt Bayreuth Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit (drohender) geistiger, körperlicher und/oder seelischer Behinderung. Dieses Modell, das beim Jugendamt angesiedelt ist, soll Familien und Einzelpersonen bei der Navigation durch komplexe Verwaltungsverfahren unterstützen. „Der Verfahrenslotse ist ein wichtiger Schritt, um Barrieren nicht nur im physischen, sondern auch im bürokratischen Bereich abzubauen“, erklärte Sumfleth.
Abschließend unterstrich Oberbürgermeister Ebersberger die Bedeutung des Behindertenbeirats für die Stadtpolitik: „Der Beirat ist ein unverzichtbarer Impulsgeber für eine gerechtere Stadtgestaltung.“