Hitzeschutz-Strategie

Eine Hitzeschutz-Strategie für St. Georgen/Burg. Den Herausforderungen des Klimawandels begegnen – Dabei soll die Bevölkerung vor Ort aktiv eingebunden werden.

Das Stadtplanungsamt und das Klimaschutzmanagement der Stadt Bayreuth haben gemeinsam mit der Universität Bayreuth ein neues Projekt gestartet, das im Rahmen der Initiative „Demografiefeste Kommune” des Bayerischen Staatsministeriums für Finanzen und Heimat gefördert wird. Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer umfassenden Strategie zur Hitzeanpassung für die besonders stark von Hitze betroffenen Bayreuther Stadtteile St. Georgen und Burg. Damit soll den Herausforderungen des Klimawandels proaktiv begegnet und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger langfristig gesichert werden.

Blick auf einen Straßenzug mit vielen gepflasterten Flächen. | Foto: Stadt Bayreuth
Der Straßenmarkt in St. Georgen. | Foto: Stadt Bayreuth

Über einen Zeitraum von circa einem Jahr sollen in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth Maßnahmen erarbeitet werden, die insbesondere die Anwohnerinnen und Anwohner in den Stadtteilen St. Georgen und Burg vor den Folgen extremer Hitze schützen sollen. Unterstützt wird die Stadt durch das Gutachterbüro B.A.U.M. Consult. Wesentliche Grundlagen für die Entwicklung dieser Maßnahmen sind klimatische Analysen und mobile Messungen, die vor Ort durchgeführt werden. Aktuell läuft eine Fahrrad-Messkampagne in den Stadtteilen St. Georgen und Burg, bei der Studierende des mikrometeorologischen Fachbereichs der Universität Bayreuth die Lufttemperaturen zu verschiedenen Tageszeiten und an verschiedenen Orten messen. Diese Daten bilden eine wichtige Basis für die gezielte Entwicklung von konkreten und bedarfsgerechten Maßnahmen zur Hitzeanpassung.

Bürgerrat: Stadt setzt auf Beteiligung der Bevölkerung

Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Einrichtung eines Bürgerrats, der insgesamt viermal zusammenkommen wird. In diesem Gremium werden zufällig ausgewählte Anwohnerinnen und Anwohner, Schlüsselakteure aus der Stadt und dem Stadtteil sowie Expertinnen und Experten der Universität Bayreuth gemeinsam und im Austausch Lösungsansätze erarbeiten.

Das Foto zeigt die Mitglieder des Bürgerrats am 16.01.2025
Bürgerrat in der 2. Sitzung am 16.01.2025 | Foto: Stadt Bayreuth
Das Foto zeigt die Mitglieder des Bürgerrats am 12.05.2025
Bürgerrat in der 3. Sitzung am 12.05.2025 | Foto: Stadt Bayreuth

Der Bürgerrat setzt sich wie folgt zusammen:

Vertretung fürOrganisationen
Allgemeine Bürgerschaft20 zufällig aus dem Melderegister gewählte Bürgerinnen und Bürger
Kinder und Jugendliche- Grundschule St. Georgen mit Klimawerkstatt
- Spielmobil & Seeatelier
- wundersam anders e.V.
Senioren- LENA Wohnprojekt & Seniorenbeirat
- Betreutes Wohnen HUGO 21
Schwangere und Gesundheit- Geburtshaus im Prinzessinenpalais
- MiMi-Gesundheitsprojekt
Inklusion und Integration- Behindertenbeirat/ Barrierefreiheitsberater
- Vertreterin des Integrationsbeirats
Glaubensgemeinschaften- Evangelische Gemeinde Ordenskirche
- Katholische Gemeinde Heilig Geist
- Ditib - Türkisch-Islamische Gemeinde zu Bayreuth e.V.
Biodiversität- Summer e.V.
Wohnungsbauunternehmen- Gewog
- Bauverein
Sonstige lokale Vereine- Freiwillige Feuerwehr St. Georgen
- Bürgerverein St. Georgen

Bürgerbeteiligung über digitale Ideenkarte

Die Stadt lud im Zeitraum von September bis Dezember 2024 alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich aktiv über eine digitale Ideenkarte am Projekt zu beteiligen. Diese Karte ermöglichte es, heiße und kühle Orte im Untersuchungsgebiet St. Georgen und Burg zu verorten sowie Projekt- und Maßnahmenideen für die Hitzeanpassung vorzuschlagen. Insgesamt wurden 22 Einträge verfasst mit Maßnahmenvorschlägen in den Bereichen Stadtgrün, Stadtplanung und Entsiegelung, Gesundheitsschutz, Wasser und Allgemeinbeiträge, die wiederum kommentiert werden konnten. Eine Übersicht finden Sie anbei zum Download.

Grafische Darstellung der Ergebnisse der webbasierten Ideenkarte zur Hitzeanpassung in St. Georgen (Sep.-Dez. 2024)

Erste Sitzung des Bürgerrats

Die erste Sitzung des Bürgerrats fand am Abend des 24. September 2024 statt. Dort wurden das Projekt und dessen einzelne Bausteine vorgestellt und es fand ein erster Austausch zur Thematik der Klimaanpassung sowie möglicher strategischer Ansatzpunkte statt. Weiterhin wurden erste Ideen gesammelt.

Hier können Sie sich die Präsentationen aus dem ersten Bürgerratstreffen herunterladen.

Zweite Sitzung des Bürgerrats

In der zweiten Sitzung des Bürgerrates wurden in einem Impuls der Gesundheitsregion plus die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze erläutert. Außerdem wurden in drei interaktiven Arbeitsphasen der strategische Leitfaden für die Hitzeanpassung erarbeitet, aufbauend auf Ideen der ersten Sitzung eine vertiefte Vision für drei städtische Plätze ersonnen und Verortungswünsche für Trinkbrunnen, Begrünung und Verschattungselemente aufgenommen.

Innerhalb der zwei Bürgerratssitzungen kristallisierten sich drei Plätze mit enormen Umgestaltungspotenzial heraus – Das HUGO-Gelände, die Leersstraße und der Platz hinter der Ordenskirche in St. Georgen. Die Teilnehmenden des Bürgerrats hatten in diesem Zusammenhang die Möglichkeit eigene Ideenvorschläge einzubringen, die schlussendlich in drei Visionen für diese städtischen Plätze gebündelt wurden. Dabei reichen die Überlegungen von schattigen Sitzgelegenheiten und Grünflächen über die barrierefreie Gestaltung bis hin zu Maßnahmen, die die Steigerung der Aufenthaltsqualität und des sozialen Miteinanders in den Blick nehmen. Detaillierte Informationen finden Sie in der Übersicht.

Lageplan mit Verortung des HUGO-Geländes, der Leersstraße und des Platzes hinter der Ordenskirche in St. Georgen, und textliche Ergänzung der jeweiligen Ideen

Dritte Sitzung des Bürgerrats

In der dritten Sitzung wurde den Mitgliedern des Bürgerrats die Möglichkeit gegeben, weiter aktiv an der Erstellung des Kerns der Anpassungsstrategie und dem finalen Maßnahmenplan „Hitzeanpassung“ mitzuwirken. In diesem Zusammenhang wurden sowohl Sofortmaßnahmen (Maßnahmen, die bereits jetzt schon angestoßen werden können) als auch Einzel- und Clustermaßnahmen (Maßnahmen mit einer längeren Vorlaufzeit, die zeitlich als mittel – und langfristige Maßnahmen eingeordnet werden können) präsentiert. Diese wurden dann durch die Teilnehmenden bewertet und priorisiert.

Darüber hinaus wurden Ergebnisse der Versickerungsstudie unter der Leitung von Dr. Klaus-Martin Moldenhauer ebenso wie der aktuelle Bearbeitungsstand der drei Visionsorte vorgestellt. Vorgelagert wurde ein Vorprogramm in Form eines stadtplanerischen Spaziergangs angeboten, zu dem neben den Mitgliedern des Bürgerrates auch die breite Öffentlichkeit eingeladen war.

In unterschiedlichen Stationen konnte den Teilnehmenden praxisnah erläutert werden, wie es um das B-Plan-Verfahren Nr. 2/24 „Urbanes Gebiet/ Insel“ (Bauliche Nachverdichtung mit öffentlichen Grünflächen und einer Mobilitätsstation am Bhf. St. Georgen) steht, welche Gestaltungsansprüche und –ideen zum Platz an der Hugenottenstraße bereits bestehen und wie eine temporäre Beschattungslösung in Form einer mobilen begrünten Pergola aussehen kann.

Menschen sitzen auf Stühlen in einem Besprechungsraum und hören den Worten des Oberbürgermeisters Thomas Ebersberger zu, welcher die Begrüßungsrede hält.
Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters Thomas Ebersberger zur 3. Bürgerratssitzung am 12.05.2025 | Foto: Stadt Bayreuth
Bürger stehen zusammen auf der Straße in St. Georgen/ Insel und hören einen Vortrag zur Stadtentwicklung vom Leiter des Stadtplanungsamtes Herrn Meyer zu Helligen.
Geplante Mobilitätsstation am Bhf. St. Georgen | Foto: Stadt Bayreuth
Vertreter des Tiefbauamtes und des Stadtplanungsamtes stehen vor einem Rohbaugebäude und erläutern die geplante Platzgestaltung im Stadtquartier Hugo einer Menschengruppe.
Platz an der Hugenottenstraße | Foto: Stadt Bayreuth
Eine kleine Gruppe von Menschen steht vor einem ortsflexiblen Sitzmöbel, aus Holzbank, Pflanztrog mit Blumen und Rankgerüst aus Stahl. Das Möbelstück soll zukünftig einen verschatteten Sitzplatz im öffentl. Raum für jedermann bieten. | Foto: Stadt Bayreuth
Temporäre Beschattungslösung in Form einer mobilen begrünten Pergola | Foto: Stadt Bayreuth

Vierte und abschließende Sitzung des Bürgerrates Hitze St. Georgen/Burg am 09.09.2025

Im Vorlauf der vierten Sitzung des Bürgerrates wurde der Maßnahmenkatalog an die Teilnehmenden verteilt mit der Bitte um Rückspielen von Korrekturwünschen. In der Sitzung wurde dann vor allem der aktuelle Stand der entweder bereits in der Umsetzung befindlichen oder in der Planung begriffenen Maßnahmen aufgezeigt.

Maßnahmenkatalog

ArtNummerTitel
VisionsorteV1HUGO-Gelände
V2Hinter der Kirche
V3Leersstraße
SofortmaßnahmenS1Karte der kühlen Orte und der Trinkwasserstationen
S2Regenbank im (halb)öffentlichen Raum
S3Infomaterialien für private Maßnahmen der Klimaanpassung
S4Beschattete Sitzgelegenheiten bei Ordenskirche
S5Heißes Pflaster und kühle Köpfe - Hitzespaziergang St. Georgen
S6Eigenvorsorge stärken - Sensibilisierung von Bewohnerinnen und Bewohnern
S7Informationsveranstaltungen zu blau-grüner Infrastruktur
EinzelmaßnahmenE1Kneippanlage
E2Bürgergarten am Bahnhof St. Georgen
E3Straßenraumbegrünung Insel
E4Öffnung des Innenhofs des Verwaltungsgebäudes Wilhelm-Pitz-Straße
E5Kooperationen zur Klimaanpassung im Wohnungsbau
E6Streuobstwiese auf der Friedhofserweiterungsfläche Am Stuckberg
ClustermaßnahmenC1Hitzeschutz durch Wasserstrukturen
C2Unterstützung für private Klimaanpassungsprojekte
C3Baumpflanzungen und Baumpatenschaften
C4Verschattungselemente für Kinder
C5Parkplatzflächen entsiegeln
C6Modul Klimaanpassung für Klimapädagogenfortbildung

Für alle Maßnahmen gibt es in der Hitzestrategie, die in Kürze im Gremium vorgestellt werden soll, eigene Steckbriefe. Sobald die Hitzestrategie verabschiedet ist, wird diese zum Download zur Verfügung gestellt.

Ebenfalls vorgestellt wurde die Einordnung ins Gesamtprojekt im Rahmen des Modellvorhabens „Demografiefeste Kommune“, das eine integrierte Sozialraumplanung auf Basis demografischer Gegebenheiten und mit Hilfe eines interaktiven Sozialmonitorings beinhaltet und die Verknüpfung zum Thema Hitze einbindet. Die Demografiestrategie der Stadt, in der alle drei Aspekte und ihre Verknüpfungen konzeptionell miteinander verbunden sind, wird ebenfalls in Kürze veröffentlicht.

Übertragbarkeit und weitere Informationen

Das Projekt soll auch als Modell für andere Quartiere im Stadtgebiet dienen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Durch die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Stadtverwaltung und Bürgerschaft wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt und eine künftige Umsetzung verschiedenster kurz-, mittel- und langfristig angelegter Maßnahmen sicherstellen soll.

Um Siedlungsflächen widerstandsfähi­ger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen, haben die Klimaschutzmanagements von Stadt und Landkreis Bayreuth drei Leitfäden zu den Themen Wasserrecycling in Haus und Garten, Gebäudebegrünung und Flächenentsiegelung herausgegeben (Blau-grüne Infrastrukturen).

Der Leitfaden richtet sich an Immobilienbesitzer. Er zeigt auf wie man Dächer und Fassaden begrünen und dadurch für gutes Klima sorgen kann.

Der Leitfaden erklärt, wie man in Haus und Garten Regenwasser und Grauwasser (z.B. aus Dusche und Waschbecken) nutzen kann, welche Vorteile dies mit sich bringt und mit welchen Kosten zu rechnen ist.

Der Leitfaden erläutert, wie Parkplätze und Wege so angelegt werden können, dass Regenwasser versickern kann. Dies verbessert das Klima, entlastet die Kanalisation und ist gut für das Grundwasser. Und man kann damit auch Geld sparen. Der Leitfaden erklärt, wie.

Vergangene Veranstaltung

Einfach mal eine Pause machen unter der großen Kastanie? Eine lebenswerte Stadtgestaltung zeichnet sich u.a. durch Grün- und Wasserflächen aus. Hierzu fand am 25. Februar 2025 im RW 21 Stadtbibliothek eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Gemeinsame Hitzebewältigung von Stadt und Bügern“ statt. Michael Pinetzki (AG.URBAN) stellte ein Beispiel für eine gelungene Umgestaltung mittels partizipativer mikroklimatischer Anpassungen im Quartier Pankstraße in Berlin-Wedding vor. Der Bürgerrat St. Georgen/Burg zeigte, wie Hitzeanpassung vor Ort in Zusammenarbeit mit den Anwohnenden funktionieren kann.

Info: Für Rückfragen zum Projekt stehen das Planungsamt der Stadt Bayreuth unter Mail stadtplanungsamt@stadt.bayreuth.de sowie das städtische Klimaschutzmanagement unter Mail klimaschutz@stadt.bayreuth.de zur Verfügung.

gefördert durch

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