Das Quartier südlich des Bahnhofs soll im Zuge des Innenstadtprozesses weiterentwickelt werden
Im 2023 gestarteten Innenstadtprozess ist das Quartier „Der Neue Weg“ südlich des Bahnhofs praktisch neu entdeckt worden. Bei diesem Strategieprozess, der unter dem Motto „Gemeinsam auf der Suche nach der Innenstadt-DNA“ stand und an dem sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben, wurde das Quartier mit allen Potenzialen und Herausforderungen in den Fokus der Innenstadtentwicklung aufgenommen.
„Das Viertel ‚Neuer Weg‘ rund um die Mittelstraße wurde als Ergebnis der Ideenschmiede zur Quartiersprofilierung als eigenständig, mit besonderer Geschichte und einer besonderen Verbindung zum Kern der Bayreuther Innenstadt herausgearbeitet“, erläutert Ulrike Färber vom Quartiersmanagement Innenstadt. Unter dem Slogan „Der ‚Neue Weg‘ in die Bayreuther Innenstadt – live, work & travel rund um den Bahnhof“ soll es künftig weiterentwickelt werden. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Schon im Mittelalter bekam diese kleine Vorstadt Bayreuths ihren Namen „Neuer Weg“, mundartlich „Neia Wech“. „Sie galt als das Armenviertel der (damaligen) Stadt, zumal dort viele Betriebe und Funktionen – abgetrennt vom Roten Main und der Stadtbefestigung – angesiedelt wurden, die man innerhalb der Ringmauer nicht haben wollte“, erläutert Sebastian Norck vom Planungsamt der Stadt Bayreuth und gleichzeitig deren Nahmobilitätsbeauftragter.
Nach dem Bau der nahen Spinnereien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hielt das Viertel für viele Fabrikarbeiter Wohnungen bereit. „Die Bausubstanz blieb kleinmaßstäblich und schlicht. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb behielt der ‚Neue Weg‘ eine starke Quartiersidentität“, erläutert Ulrike Färber. So richtete beispielsweise der gesellige Verein „Neia Wecha Gma“ (Neuer Weger Gemeinde) alljährlich eine „Neia-Wecha-Kerwa“ aus, ein kleines Volksfest für das Viertel.
Enger Bezug zur Verkehrsentwicklung
Sebastian Norck: „Was schon der Name des Viertels andeutet, ist der enge Bezug zur Verkehrsentwicklung der Stadt. Das kleine Quartier ist von seiner Lage an historisch bedeutenden überregionalen Straßenverbindungen, von der unmittelbaren Nähe zum Bahnhof und der Lage direkt am Roten Main geprägt. Herausforderungen waren die Notwendigkeit, den Fluss zu überbrücken und das Quartier vor Hochwasser zu schützen, die den Neuen Weg immer besonders hart getroffen hatten.“ Die Lage zentral und doch in gewisser Weise am Rand und die Verkehrssituation führten immer wieder zu Veränderungen im Quartier.
„Heute ist der Neue Weg ein kleinteiliges Wohnquartier mit Gastronomie, Läden und Dienstleistern. Das Viertel hat Charme und gleichzeitig auch einen deutlichen Sanierungsbedarf“, erläutert Ulrike Färber. Chancen zur Aufwertung bestehen vor allem im öffentlichen Raum, den Quartierplätzen, Gassen und Straßen. Gleichzeitig bleibt die Bahnhofsstraße mit dem Bahnhof und seinem Vorplatz ein wichtiger, zu gestaltender Ankunftsort für die Stadt.
Auftakt für neue Wertschätzung
„Einige der Projektideen des Innenstadtprozesses wurden vor Kurzem von der Stadt mit den Bürgern, den Bewohnern und den Gewerbetreibenden, mit Initiativen und Vereinen erstmals unter großem Anklang umgesetzt“, berichtet Sebastian Norck. Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche wurde vom 19. bis 21. September ein Straßenfest mit Stadtteil-Flohmarkt, Live-Musik sowie vielen Aktionen und Mitmachangeboten rund um das Thema Mobilität gefeiert. „Viele Beteiligte und Anlieger sahen dies als Auftakt dafür, dem Quartier neue Wertschätzung zu geben, es sichtbar und erlebbar zu machen und so eine neue Entwicklung für das Viertel anzustoßen“, sagt Norck.
Mehr über die Ideen zur Quartiersprofilierung, nicht nur für den „Neuen Weg“, erfahren Interessenten bei den regelmäßigen „Sprechstunden“ mit Quartiermanagerin Ulrike Färber und Beate Kadner-Rausch vom Leerstandsmanagement der Stadt Bayreuth jeden zweiten Donnerstag von 10 bis 13 Uhr im Stadtteilbüro Max 48 (in der Passage). Die nächsten Termine sind der 7. und 21. November sowie der 5. und 19. Dezember.