Die Stadt Bayreuth hat erstmals einen Nahverkehrsplan verabschiedet. Der Stadtrat hat hierfür in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben. Mit ihm werden die Weichen für einen zukunftsorientierten und attraktiven öffentlichen Personennahverkehr in Bayreuth gestellt. Seit 2022 wurden durch das Stadtplanungsamt und die Stabsstelle Strukturentwicklung mit Unterstützung von Fachplanern des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) intensiv an dem Konzept gearbeitet.

Ausgangspunkt für den Nahverkehrsplan war eine Bewertung des bisherigen ÖPNV-Angebots. Anhand des Fahrplans von 2022 wurde analysiert, wo die Qualitäten im bisherigen Busnetz liegen und wo es Defizite gibt. Dabei wurde unter anderem betrachtet, wie gut bestimmte Ziele innerhalb der Stadt, etwa der Hauptbahnhof, die Klinikstandorte oder der Universitätscampus, erreicht werden können oder wie häufig Busse die einzelnen Stadtteile ans Zentrum anbinden.
„Mit dem Nahverkehrsplan setzen wir ein klares Zeichen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Mobilität, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird und gleichzeitig den Umwelt- und Klimaschutz stärkt“, resümiert Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Mit Blick auf den umfangreichen Beteiligungsprozess, unter dem der Plan entstanden ist, dankt der Oberbürgermeister all jenen, die in den letzten Monaten intensiv mitgewirkt haben: den Verkehrsunternehmen, insbesondere dem Verkehrsbetrieb der Stadtwerke, den Verkehrs- und Fahrgastverbänden und den Vertretern der mobilitätseingeschränkten Personengruppen sowie allen, die mit ihren fachlichen Stellungnahmen zum Zwischen- und Endbericht einen Beitrag für einen guten ÖPNV in Bayreuth geleistet haben.“
Guter ÖPNV-Standard mit Möglichkeiten für Verbesserungen
Als Bewertungsmaßstab wurde bewusst ein guter ÖPNV-Standard definiert, wie er sich aus den Richtwerten der Leitlinie zur Nahverkehrsplanung des Freistaates Bayern ergibt. Demnach ist der Großteil des Stadtgebietes von Bayreuth bereits heute gut erschlossen; nur in wenigen Bereichen sind längere Wege zu den Bushaltestellen zurückzulegen. Hier können mittel- bis langfristig Anpassungen bei der Linienführung Optimierungen ermöglichen. Die Zentrale Omnibus-Haltestelle (ZOH) und der Hauptbahnhof sind sowohl wochentags, als auch am Wochenende aus den meisten Stadtteilen gut zu erreichen. Die Bestandsanalyse hat aber auch gezeigt, dass die Erreichbarkeit von Zielen wie dem Industriegebiet St. Georgen noch ausbaufähig ist. Zu den schwächeren Verkehrszeiten am frühen Morgen, am Abend und am Wochenende gibt es ebenfalls Defizite. Im Rahmen der jährlichen Fahrplanwechsel wird bereits jetzt in enger Abstimmung zwischen Stadtverwaltung und Stadtwerken an Verbesserungen gearbeitet, zuletzt etwa an der besseren Erreichbarkeit der Klinikstandorte am Samstagmorgen.
Umfangreiches Maßnahmenpaket
Um den ÖPNV künftig noch attraktiver zu machen, hat die Stadt Bayreuth in ihrem Nahverkehrsplan zahlreiche Maßnahmen definiert. Diese sind unter anderem auf Verkürzungen bei den Reisezeiten oder häufigere Verbindungen ausgerichtet. So wurde etwa hinsichtlich der besseren Erreichbarkeit des Industriegebiets St. Georgen eine Expressbuslinie von der ZOH beziehungsweise vom Hauptbahnhof aus zur Prüfung vorgeschlagen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die bessere Verknüpfung von Verkehrsangeboten, etwa der Umstieg zwischen Bus und Bahn. Auch der geplante neue Bahn-Haltepunkt Bayreuth/Hofgarten ist dabei schon berücksichtigt. Außerdem soll die Verknüpfung von Fahrrad und Bus sowie weiteren neuen Mobilitätsformen wie beispielsweise Leihangeboten, gebündelt an Mobilstationen, künftig weiter forciert werden. Die einzelnen Maßnahmen werden in den kommenden Jahren hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit geprüft. Dabei müssen insbesondere auch die finanziellen Auswirkungen berücksichtigt werden.
Schwerpunkt Barrierefreiheit
Besonders im Fokus der Nahverkehrsplanung steht der gesetzliche Auftrag, den ÖPNV barrierefrei nutzen zu können. Die Defizitanalyse hat gezeigt, dass zu Beginn der Arbeiten am Nahverkehrsplan nur sehr wenige Bushaltestellen den Vorgaben, etwa hinsichtlich der erforderlichen Bordhöhen für einen stufenfreien Zu- und Ausstieg oder der Ausstattung mit taktilen Leitstreifen für Sehbehinderte, entsprochen hatten. Deshalb hat die Stadt Bayreuth bereits begleitend zur Erstellung des Nahverkehrsplans die ersten Haltestellen, zum Beispiel „Oberfrankenhalle/Sportzentrum“ und „Prieserstraße“, umgebaut. Die Umbaumaßnahmen werden auch in den kommenden Jahren schrittweise auf Grundlage einer Prioritätenliste fortgesetzt.
Stadt- und Regionalverkehr besser verknüpfen
Ein zentrales Ziel für die Zukunft ist es, den Busverkehr in Stadt und Umland künftig noch besser miteinander zu verzahnen. Um die Erreichbarkeit in der Region weiter zu verbessern, haben Stadt und Landkreis Bayreuth ihre Nahverkehrspläne eng abgestimmt und konkrete Maßnahmen für eine gemeinsame Planung festgelegt. So soll unter anderem geprüft werden, ob einzelne Stadtbuslinien in Gemeinden außerhalb des Stadtgebiets verlängert werden können. Wo Regionalbusse eine bessere oder zusätzliche Erschließung innerhalb der Stadt ermöglichen, sollen künftig ebenfalls Synergien noch stärker genutzt werden. Mit der Campus-Linie zwischen Bayreuth und Kulmbach beziehungsweise Thurnau, die den Bereich Untere Herzoghöhe und Maintalsiedlung besser anbindet, ist hier bereits seit Mitte 2023 ein Anfang gemacht.
Umsetzung der Prüfaufträge
In den nächsten Jahren geht es nun an die Umsetzung der umfangreichen Prüfaufträge zur Anpassung des Liniennetzes und zur besseren Verknüpfung von verschiedenen Mobilitätsangeboten mit dem ÖPNV. Hierfür werden verwaltungsintern die notwendigen organisatorischen Strukturen und Abläufe geschaffen. Die interfraktionelle Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Stadtratsfraktionen und -gruppierungen, welche schon die Erstellung des Nahverkehrsplans begleitet hat, soll fortgesetzt werden.