Die Stadt investiert in die Sanierung der Kläranlage – Ende Februar begannen die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt.
„Die Abwasserbehandlung der Stadt Bayreuth leistet einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz und zur Reinhaltung der Gewässer!“, betont Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zum diesjährigen Tag des Wassers am 22. März. Damit dies bei den gestiegenen Anforderungen an die Abwasserreinigung auch künftig gewährleistet werden kann, beschloss der Stadtrat, die städtische Kläranlage zu sanieren. Für das erste Ausbaupaket sind 37,5 Millionen Euro eingeplant, insgesamt soll die Sanierung knappe 87 Millionen Euro kosten.
Ende Februar rollten nun die ersten Baumaschinen an. Dort, wo sich bis vor Kurzem zwei stillgelegte Nachklärbecken befanden, haben Bagger eine vier bis fünf Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Erste Fundamente wurden bereits gesetzt. Und damit die Bauarbeiter in der Grube durch das hohe Grundwasser des Rotmain-Tals keine nassen Füße bekommen, wird dieses während dieser Bauphase abgepumpt.
Sieht sich der Baustellenbesucher die Grubenwände etwas genauer an, fallen abgesägte Rohre auf, die aus dem Erdreich ins Leere ragen. „Hier liegt eine der Herausforderungen, die es beim Bau im Bestand immer gibt“, verrät Lothar Ziegler, der als Dienststellenleiter Abwasserbetrieb für die städtische Kläranlage verantwortlich ist. Die Rohre gehörten zu Leitungen, die wegen des Baus verlegt werden mussten, erläutert Ziegler weiter.
Da, wo jetzt die große Baugrube klafft, sollen bald zwei Bodenplatten entstehen. Auf diesen Bodenplatten werden zwei Gebäude errichtet: ein Sozialgebäude und eine Energiezentrale. Im Sozialgebäude sollen die Sanitäranlagen für die jeweils 25 Mitarbeiter der Kläranlage und des Kanalunterhalts untergebracht werden, des Weiteren Büros, ein Sozialraum, eine zentrale Leitwarte und eine Tiefgarage, so Volker Stolbinger, der im städtischen Tiefbauamt als Abteilungsleiter für die Stadtentwässerung zuständig ist. „Die Energiezentrale beinhaltet neben verschiedenen Werkstätten auch eine Halle für Gasmotoren. Hier wird mit Blockheizkraftwerken (BHKW) aus dem Faulgas Energie gewonnen“, erläutert Stolbinger weiter. Bereits jetzt erzeuge die städtische Kläranlage durch die BHKW mehr Strom, als sie verbrauche, ergänzt Lothar Ziegler. Neben den beiden Gebäuden entstehen im ersten Bauabschnitt, der bis 2026 abgeschlossen sein soll, noch zwei Niederdruckgasbehälter samt Gasmessschacht.
Im zweiten Ausbaupaket, das von 2026 bis 2035 umgesetzt werden soll, stehen unter anderem der Neubau eines Vorklärbeckens, eine weitergehende Klärschlammbehandlung sowie der Bau einer vierten Reinigungsstufe an. In dieser sollen künstlich hergestellte (anthropogene) Substanzen, wie beispielsweise Rückstände von Arzneimitteln oder Kosmetika, über Ozonung und Filtrierung eliminiert werden. In der dritten Ausbaustufe erfolgen dann unter anderem der Neubau der Rechenanlage, der Anaerob- und Denitrifikationsbecken sowie der Nachklärbecken an.
Abwasser von etwa 100.000 Einwohnern
Derzeit reinigt die Kläranlage das Abwasser der Stadt Bayreuth sowie der Stadt Creußen und der Gemeinden Eckersdorf, Haag und Seybothenreuth sowie der Verwaltungsgemeinschaft Mistelbach und dem Entsorgungsbereich Neunkirchen am Main – alles in allem also für etwa 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dabei fallen circa 110.000 Tonnen Klärschlamm an, so Kläranlagen-Chef Lothar Ziegler. Bislang sorgen drei Reinigungsstufen für die Reinigung des Abwassers. In der mechanischen Reinigungsstufe entfernen Rechen die festen Stoffe. Anschließend fließt das Abwasser in den Sandfang mit Fettabscheider, in dem Kanalsand und Fette entfernt werden, bevor in der Vorklärung anfallender Primärschlamm in die Faultürme gepumpt wird.
Es folgt die biologische Abwasserreinigung, bei der Bakterien sich ums Klären – mal ohne und mal mit Sauerstoff – kümmern. Und in der dritten Stufe werden in den drei Nachklärbecken von Wasser und Bakterienschlamm getrennt. Letzterer wird zum Teil ebenfalls in die Faultürme befördert, wo unter Luftabschluss Fäulnisbakterien in einem Gärprozess Faulgas erzeugen. Dieses wird in drei BHKW in Energie umgewandelt. Der mechanisch entwässerte Schlamm wird in ein großes Gewächshaus transportiert, dort durch die Sonne getrocknet und anschließend von Lastern zur thermischen Verwertung abtransportiert. Und was geschieht mit dem gereinigten Wasser? Lothar Ziegler: „Dieses fließt, nachdem es zwei Tage unsere Reinigungsprozesse durchlaufen hat, in den Roten Main.“
Weitere Informationen zum städtischen Klärwerk finden Interessierte hier.
Des Weiteren findet sich hier eine Info-Broschüre über die Abwasserreinigung der Stadt Bayreuth.