Christian Führer
Persönliche Daten:
Christian Führer (geboren am 5. März 1943 in Leipzig; verstorben am 30. Juni 2014 ebenda) stammte aus einer Pfarrersfamilie. Er war von 1980 – 2008 evangelisch-lutherischer Gemeindepfarrer der Nikolaikirche in Leipzig. 1968 heiratete der die Apothekerin Monika Führer (4 Kinder).
Ausbildung:
1961 – 1966 Studium der Theologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig
Beruflicher Werdegang:
1968: Ordination
1968 – 1980: Pfarrer in Lastau und Colditz
1980 – 2008: Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig
Friedensgebete
Im Rahmen der Friedensdekade, die 1980 als gemeinsame Protestaktion der Evangelischen Jugendpfarrämter in Ost und West enstand, organisierte Christian Führer Veranstaltungen, die die seit dem 20. September 1982 montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche begründeten. Diese regelmäßigen Treffen wandten sich gegen das Wettrüsten in Ost und West. Pfarrer Führer arbeitete hierbei eng mit oppositionellen Basisgruppen zusammen. 1987 organisierte er unter anderem einen Gesprächskreis „Hoffnung für Ausreisewillige“. Die Staatsorgane der DDR übten zunehmenden Druck aus, um die Friedensgebete einzustellen. Im Frühjahr 1989 spitzte sich die Situation zu, es wurden zur Friedensgebetszeit alle Zufahrtsstraßen zur Nikolaikirche kontrolliert und durch starke Polizeipräsenz abschreckend zugestellt.
Montagsdemonstrationen
Die Montagsdemonstrationen, die erstmals am 4. September 1989 stattfanden, schlossen sich in Leipzig den Friedensgebeten an. Mit den Rufen „Keine Gewalt“ und „Wir sind das Volk“ protestierten Woche für Woche Hunderttausende Bürger in der ganzen DDR gegen die politischen Verhältnisse.
Am Montag, 9. Oktober 1989, gab es ein großes Aufgebot von Angehörigen der NVA, Kampfgruppen der Arbeiterklasse, Polizei und Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit in Zivil. Ab 14.30 Uhr waren etwa 600 Genossen und Stasileute in der Nikolaikirche. Pfarrer Führer konnte bis zum Beginn des Friedensgebetes um 17 Uhr die Situation entschärfen. Im Friedensgebet wurde im Sinne der Bergpredigt Jesu aufgerufen: „Nehmt die Gewaltlosigkeit aus der Kirche mit hinaus auf die Straße! Denn Beten und Handeln, drinnen und draußen,. Altar und Straße gehören zusammen.“ Kurz vor Schluss des Friedengebets wurde der Aufruf der Leipziger Sechs (Gewandhauskapellmeister Kurt Masur, Kabarettist Bernd-Lutz Lange, Theologe Peter Zimmermann und drei Sekretäre der SED-Bezirksleitung) verlesen, der ebenfalls zur Gewaltlosigkeit aufrief. Tatsächlich verlief die folgende Demonstration mit über 70.000 Teilnehmern ohne jede Gewaltanwendung.
Die friedlichen Montagsdemonstrationen waren ein entscheidender Bestandteil der friedlichen Revolution in der DDR, die letztlich zum Fall der Mauer führte.
Wirken nach 1989
Christian Führer setzte sich besonders für Arbeitslose ein (Gründung der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative Leipzig und der Koordinierungsgruppe der Kirchlichen Erwerbsloseninitiativen Sachsen). Auch bei den in Leipzig immer wieder stattfindenden Aufmärschen des Hamburger Rechtsextremisten Christian Worch zählte Christian Führer zu den Initiatoren von friedlichen Gegendemonstrationen.
Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)
1991: Theodor-Heuss-Medaille (zusammen mit Joachim Gauck, Ulrike Poppe und Jens Reich)
2002: Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit
2005: Augsburger Friedenspreis
2008: Hans-Böckler-Medaille (höchste Auszeichnung des DGB)